„Haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“

Danny Eichelbaum über die Corona-Krise und die Chance, dass sie die SWFG und den Biopark Luckenwalde vor dem Ausverkauf gerettet ha­ben könnte

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Danny Eichelbaum (CDU), Vorsitzender des SWFG-Aufsichtsrates

Sie ist hoch verschuldet. Der Kreistag wollte sie längst abgewickelt haben: die Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesell­schaft Teltow-Fläming (SWFG). Stattdessen gibt es nun ein neues Konzept für das Unternehmen, das den Biotechnologiepark in Lu­ckenwalde betreibt. Danny Eichelbaum (CDU) ist nicht nur Vorsitzen­der vom Kreistag, sondern auch Chef des SWFG-Aufsichtsrates.

Herr Eichelbaum, für welches Konzept hat sich der Aufsichtsrat entschieden?

Danny Eichelbaum : Der Aufsichtsrat hat sich nach einem langen Ab­wägungsprozess dazu entschieden, dem Kreistag zu empfehlen, die SWFG fortzuführen und sie künftig vor allem auf das Themenfeld Bio­technologie und Biochemie auszurichten. Mit dem Biotechnologiepark in Luckenwalde, in dem sich bis heute bereits 18 international tätige Unternehmen mit insgesamt 500 Mitarbeitern niedergelassen haben, gibt es dafür die idealen Bedingungen. Die SWFG als Immobilienge­sellschaft ist bereits Eigentümerin und Vermieterin der drei Technologie- und Gründerzentren, in dem die bisherigen Unterneh­men arbeiten und forschen. Der Ausbau des Biotechnologieparks würde die Ansiedlung neuer Unternehmen und Betriebserweiterungen ermöglichen. Dem Kreistag haben wir weiterhin empfohlen, die Land­rätin zu beauftragen, die hierzu erforderlichen Voraussetzungen zu prüfen und einzuleiten.

Über welche Aspekte haben Sie denn im Aufsichtsrat am meis­ten diskutiert?

Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Im Gegenteil, wir haben die rechtlichen, wirtschaftlichen und finanziellen Fragen sehr ausführlich mit den Wirtschaftsprüfern, dem Wirtschaftsförde­rungsamt, dem Rechtsamt und dem Beteiligungsmanagement der Kreisverwaltung erörtert. Auch die Gespräche mit dem Brandenbur­ger Wirtschaftsminister auf Einladung der Landrätin im letzten Jahr waren, was die Profilbestimmung Biotechnologie und Biochemie be­trifft, sehr vielversprechend. Unser Ziel war und ist es, mit einer Neu­strukturierung der SWFG die finanziellen Risiken für den Kreishaus­halt zu minimieren und gleichzeitig die Chancen für die Weiterent­wicklung des Wirtschaftsstandortes Teltow-Fläming und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu erhöhen.

Was hat den Ausschlag gegeben, die Gesellschaft nun doch nicht abzuwickeln?

Zunächst hat sich die SWFG in den letzten Jahren wieder gut entwi­ckelt. Momentan erwirtschaftet die Gesellschaft wieder Gewinne. Da­für möchte ich mich auch beim Geschäftsführer Detlef Laubinger und seinen Mitarbeitern sehr herzlich bedanken. Auch die gute Zusam­menarbeit mit der Landrätin und dem Aufsichtsrat hat dazu beigetra­gen. Entscheidend für den gefassten Beschluss war die Einschät­zung, dass unsere Region, wie kaum eine andere, die Potenziale hat, um neue Produkte für Biotechnologie, beispielsweise für Medikamen­te erfolgreich zu entwickeln, das zeigen die bereits im Biotechnologie­park ansässigen Unternehmen. So stellt beispielsweise die Firma: Chiracon in Luckenwalde Wirkstoffe für Medikamente gegen Krebs, HIV und Parkinson her und die LGC GmbH hat gemeinsam mit der Firma GA Generic Assays GmbH Corona-Antikörpertests entwickelt.

Hatte die Corona-Pandemie einen Einfluss auf die Entschei­dung?

Die Biotech-Szene hat gerade in der Coronakrise mit der Impfstoff­herstellung gezeigt, was sie kann. Hier ist in den letzten Jahren ein riesiger Wachstumsmarkt entstanden. Wir haben jetzt als Landkreis die Chance, davon zu partizipieren. Der Biotechnologiepark hat dafür eine gute Ausgangsposition, er bietet eine exzellente Anbindung an universitäre Forschungseinrichtungen in Berlin und Potsdam und ist sowohl mit der Bahn als auch mit dem Auto sehr gut zu erreichen. Wir sehen gerade, dass auch andere Regionen in Brandenburg auf diese Entwicklung setzen und um die Ansiedlung von Forschungsinstituten werben. Deshalb sollten wir auch in Teltow-Fläming auf den Ausbau dieser innovativen Zukunftstechnologie setzen.

Und wann wird der neue Plan in die Tat umgesetzt?

Bereits in der Sitzung des Kreistages im April wird die Landrätin eine Beschlussvorlage einbringen. Diese wird in den Gremien des Kreista­ges diskutiert, letztendlich entscheiden die Kreistagsabgeordneten über die Neustrukturierung der SWFG und die dazu erforderlichen Maßnahmen. Sie müssen dazu vollständig und umfassend informiert werden. Ich gehe dann davon aus, dass dann die Beschlüsse noch vor der Sommerpause umgesetzt werden.

Von Victoria Barnack
MAZ vom 24.02.2021

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